Der Sonne-, Mond- und Sternemann


Zu dieser Geschichte finden Sie hier eine von mir gestaltete Illustration.


Es gibt eine Frau, die sitzt Tag und Nacht an ihrem Schreibtisch, um Märchen zu erfinden.
Als sie den Sonnemondundsternemann erschuf, begann sie:

Der Sonne- Mond- und Sternemann

Es war ein Mann, dessen rechtes Auge bestand aus der Sonne, das Linke aus dem Mond und seine Zähne aus dem Gefunkel der Sterne.
Dieser Mann hatte keine Freunde, denn jeder fürchtete sich vor seinem Anblick. Die Menschen erschraken, sobald sie seiner ansichtig wurden.
    Es war nun aber auch ein grausiger Anblick, das Glühen der Sonne aus dem Auge auf sich gerichtet zu sehen, das kalte Glitzern aus dem andren. Und sein Lachen erschreckte die Menschen mehr als alles andere, wenn sie vermeinten, direkt ins Gefunkel des Universums zu blicken.
    Aber es gab ja keinen Grund zum Lachen, denn er besaß keine Freunde, mit denen er hätte lachen können. So ergab es sich, daß er mit geschlossenen Augen und geschlossenem Mund durch die Lande zog.
    Nun gab es eine Frau, die von seinem Anblick dermaßen fasziniert war, daß sie ihm auf Schritt und Tritt folgte.
    Als er sich dessen eines Tages gewahr wurde, drehte er sich ungestüm herum und fauchte sie an, wieso sie ihn verfolge! So stand er nun mit geschlossenen Augen vor ihr, ohne sie zu sehen.
    Sie aber sprach, sie wolle bei ihm bleiben, es gehe nicht an, daß Sonne, Mond und Sterne so abschreckend auf die Menschheit wirkten - er solle wieder lachen können. Er solle sie nur anschauen.
Als er die Augen öffnete, schlug sie ihren samtenen Mantel zurück, und er blickte in ein unermeßlich schönes Antlitz. Er lachte vor Freude, daß die Gestirne bunt durcheinander funkelten.


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