Der Bauer, der die Sonne stahl


Teil 3

Seit einigen Wochen suchen alle nach der Sonne, jagen Raketen ins All, die sie zurückbringen sollen.
Alle beteiligen sich, setzen ihre ganze Kraft und Energie dafür ein, die verlorengegangene Sonne wiederzufinden. Alle Städte, jedes Dorf, bis zum entlegensten Haus rund um den Erdball haben Trauer geflaggt. Überall wurde die Arbeit niedergelegt, weil sich alle an der Suche beteiligen.
"Was ist mit Ihnen! Wie ist es möglich, daß Sie etwas verkaufen wollen! Wieso beteiligen Sie sich nicht an der Suche!" fährt der Mann plötzlich auf, als sei er eben erwacht.
Nun hört der Bauer es mit eigenen Ohren. Eine Stimme, die aus einem Lautsprecher schallt teilt mit, daß sich alle Männer unverzüglich in den Fabriken zu melden hätten.
In den Fabriken produzieren sie Raketen, die die Sonne aus dem All holen sollen. Täglich treffen Nachrichten von fernen Planeten ein, die unsere Sonne leider nicht gesichtet haben, bieten uns aber eine Leihsonne an. Leider aber haben unsere Raketen nicht die Kraft, eine geeignete aus den Magnetfeldern zu ziehen. Wissenschaftler haben festgestellt, daß sich im Licht einer Ersatzsonne nicht einmal der Mond widerspiegeln kann. Nun, der ist ja sowieso futsch, aber was sollen wir auch auf unserer Erde mit einer Sonne, die uns nicht wärmt, die nichts keimen läßt, die nur ein notdürftiges Licht abstrahlt.
"Sie! Was ist mit Ihnen! Wie ist es möglich, daß Sie sich entziehen?
Was machen Sie mit dem Plunder hier auf den Tischen? Wer hat Ihnen erlaubt,soviel kostbare Energie zu verschwenden! Die Energie wird für Wärmeaggregate benötigt, die dafür sorgen, daß sich die Welt nicht in ein Eismeer verwandelt!"
schrie der Mann den Bauern jetzt wütend an. "Sie verschwenden diese hier so nutzlos herum! Die Leuchtquellen, die über Wälder, Wiesen und Meere gespannt sind, bieten zwar nur einen geringen Schutz vor dem Erfrieren, können jedoch das Leben notdürftig aufrecht erhalten, wenn auch nur für eine befristete Zeit, aber wir hoffen ja, die Sonne möglichst bald wiederzufinden! Sie, nun spenden Sie schon die Lampen einem guten Zweck!"

Eine Mrs. Webster in Australien oder ein Herr Lehmann aus Deutschland schworen, bei einem ihrer Nachbarn bestünde die Möglichkeit, daß sie die Sonne im Keller oder auf dem Boden versteckt hielten, da ihnen verdächtig grelles Licht durch Tür- und Fensterspalten drang. Unruhen flammten auf. Jeder bezichtigte jeden des Diebstahls. Anzeigen bei den Polizeibehörden häuften sich.

Klicken Sie hier für die grosse Darstellung

Der Bauer, der dies alles vernahm, hatte nicht bedacht, welch großes Unglück er über die Welt gebracht hattemit seinem Eigennutz. Er eilt in seinen Schuppen und wirft die Sonne erleichtert zurück ins Meer, aus dem sie beim Aufsteigen Sand und Gischt übermütig in den dunklen Himmel streut, erhebt sich majestätisch und schwebt wie ein blanker Ballon höher und höher ins Himmelsblau ..........

Aber die Menschen, die am lautesten geschworen hatten, ihre Energie und alle Kraft nur noch sinnvoll einzusetzen, fielen schnell in ihre alten Gewohnheiten zurück. Bauten Panzer, Raketen, Bomben -
- und die Schlote schickten ihre giftigen Abgase weiter in die wiedergefundene Sonne .....


Zum Seitenanfang Zur nächsten Geschichte