Die Frau, die ewige Wärme wollte

Eine Traumgeschichte, Teil 2

Meta mußte nun lachen. Sie lachte laut, sah das zappelnde rosa Männchen, wie es Masche um Masche mühsam heraufgestrickt wurde, wollte sich die Hände vor den Mund halten und sich vor Lachen biegen .....
Es gelang nicht, ihr Körper steckte dermaßen in einem Woll- und Stoffpanzer, der sie jeder Bewegung beraubte.

KUUUUUNOO - KUUUUNOOO!
Schrillte es verzweifelt aus dem Wäschebündel:
PELL MICH BITTE SOFORT AB!

War Kuno froh, endlich seine Pullover und Strümpfe wieder tragen zu können! So begann er, seine Meta heraus zu schälen...

META HATTE NÄMLICH EINE ZÜNDENDE IDEE!

Der Gedanke, sich aus wärmenden Goldfäden der Sonne einen Pullover zu stricken, wälzte sich unaufhaltsam durch ihre Gehirngänge. "Ich wußte es, ich wußte es, ich wußte, mir fällt etwas ein!" jubelte sie.

Sofort baute sie eine Leiter, bei der ihr alle Menschen der Erde behilflich zur Seite standen. Holz, Nägel und Bast zusammentrugen, ansonsten aber lauernd abwarteten, was sich nun wohl ergeben würde.
Schadenfreude gab's allerorten, denn wer wollte schon ernsthaft an ein Gelingen glauben?!
Der Blöße wollte sich niemand aussetzen!

Aber eines Tages hatte sie es schließlich mit Fleiß und Beharrlichkeit geschafft, daß die obere Sprosse die Sonne berührte.
Ihr wurde ganz warm ums Herz. Gerührt, der Sonne so nah zu sein wie kein Mensch je zuvor, weinte sie einige glückliche Tränen, die zischend zerstoben.

Fasziniert blickten die Menschen hinauf, und sahen, daß Frau Meta tatsächlich einen goldenen Faden aus der Sonne hinter sich her zog.
Sie jubelten und feierten ein Fest. Sogar der Mond grinste vergnügt.

Ja, und nun begann die Meta sehr eifrig an dem begehrten Bekleidungsstück zu stricken.
Doch plötzlich wollten alle Menschen so etwas "BESONDERES" besitzen.
Sie strömten von nah und fern herbei. Und da der Goldfaden sich beliebig teilen ließ, saßen sie in großen Kreisen rund um den Erdball, strickten für sich und Familienangehörige Pullover, Mäntel, Strümpfe, Handschuhe, Mützen - - sogar Schuhe!

Dann schossen sie aus der Erde
FABRIKEN

Das große schnelle Geld lockte. Was konnte man nicht alles anstellen!
Sie verlegten goldene Fäden dicht bei dicht unter Straßen und Häusern, rissen aus den Wohnungen Öfen und Herde heraus. Kein Mensch sollte mehr frieren müssen, keiner seine Wohnung je mehr beheizen.
Wälder müßten nicht mehr abgeholzt, Kohle und Öl nicht mehr gefördert werden!
Ein herrliches, warmes Leben würde beginnen, paradiesisch!

Alle Welt lobpreist Frau Meta!

Was das Schönste war, - der Schnee schmolz auf der Stelle einfach weg, es gab keinen Winter mehr! Glückliche Zufriedenheit und Arbeitseifer füllte alle Menschen aus.

Doch dann geschah es:
DIE SONNE RÖPPELTE SICH AB!

Dann geschah, womit anfangs niemand gerechnet hatte. Die Sonne wurde immer kleiner, sie röppelte sich ab.
Die Fäden sprangen den Menschen aus den Händen, überall blieb Begonnenes liegen.
Sorgenvoll hefteten sich ihre Blicke an den Horizont, wanderten mit der kleiner werdenden Sonne über den Himmel, wo sie Tag für Tag kleiner und blasser versank.
Gleichzeitig verwüsteten gewaltige Überschwemmungen große Gebiete. Der Mond geriet in Gefahr, herabzustürzen. Schwer hing er über ihren Köpfen. Dann beeilte er sich, von der Erde wegzukommen.


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