Als sein Schatten nach rechts, noch weit in die Gartenbegrenzung fiel, begann er mit dem Gießen und Jäten. Die drei schönsten Rosen hatte er, wie jeden Morgen auf den Tisch gestellt, und wie jeden Morgen brachte er die drei vom Vortag zu den anderen, die auf dem Rasen schon einen kleinen Haufen bildeten. Da war ein Brief gekommen, von seinem Sohn : Wir fliegen in Urlaub, Vater, aber vorher besuchen wir dich noch ! Als der Schatten ganz kurz unter ihm stand, stach er die Rasenkanten. Er unterbrach seine Tätigkeit mehrmals, stützte sich auf den Spaten, nahm die Mütze ab, wischte sie umständlich aus, wischte auch über sein Gesicht, stopfte den Lappen mit zitternden Fingern in die Hosentasche zurück. Er schlurfte hinüber zum Holzstapel, zog seinen Tabaksbeutel aus der Tasche, legte ihn in seine Mütze, die er auf den Knien liegen hatte, und begann sich seine Pfeife zu stopfen. Sein Schatten lag schräg und stufig über dem Holz, sein Kopf fiel zwischen die Bretter und die Schulter schob sich verzerrt über zwei Latten; in Hoppeln wand er sich langsam auf das Petersilienbeet zu. Eine Autohupe erschreckte ihn, er sprang auf, lief, so schnell er konnte, um das Haus herum : ENDLICH kommen sie! ENDLICH, - die Enkel kommen! In der Kühle des Abends schnitt er verblühte Rosen aus - sein Schatten legte sich in einem langgezogenen Bogen in die Rosendüfte, und er spürte beglückt die Karte in seiner Hemdentasche: Urlaubsgrüße aus Griechenland ... 21.01.1981 |
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