Eine Traumgeschichte, Teil 1

Es gibt keinen schöneren Garten.

Es gibt keine schönere Rose.

Es gibt keine schönere Frau auf dieser Welt.


Das sagten alle Leute, die je einen Blick über den Zaun warfen.
Manche kamen von weit her, um eine Weile ruhend und genießend einfach nur dazustehen und zu schauen.
Manche nahmen einen Umweg zur Arbeit auf sich, um das schöne Haar, das sich wie fließende Seide in der Morgensonne brach, zu bewundern.

Manche liebten es, wenn ihr Gesicht sich über die Rose neigte, ihre Hände ganz zart eine Blüte liebkosend berührte und sie küsste. Und im Morgentau, der wie tausend spielende Diamanten auf den Blüten glitzerte, spiegelte sich dann ihr Antlitz.
Einige kamen auch nur wegen der Rose, andere, um zuzusehen, wie die schöne Frau aus einem kleinen Umhängetäschchen Vogelfutter auswarf und dabei mit den Vögeln zu singen und tanzen schien.

Es gab unzählige Gründe, an diesem Grundstück entlangzugehen und stehen zu bleiben um Glück ins eigene Herz aufzusaugen, denn es gab nichts Schöneres, Anmutigeres und Ausgewogeneres.

Eines Tages stahl der Mond das Herz der Frau und warf es auf eine schwarze Wolke.
Warum er das tat?
Es ärgerte ihn, dass er ständig gezwungen war, weiterzuwandern. Er sehnte sich danach, endlich einmal ein paar Tage über dem Haus der Schönen zu verweilen, wie es die Leute taten, die draußen auf der Straße vor dem Zaum in stiller Betrachtung standen und staunten.

Natürlich gab es Leute, die von ihrer Existenz nichts wussten. Es gibt immer welche, die etwas nicht wissen, welche, die vielleicht etwas anderes dafür wissen, und welche, die nur das eine wussten: dass die schöne Frau mit der schönen Rose Anziehungspunkt aller Vorübergehenden war.


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