Eine Traumgeschichte von 1984/85, Teil 1

Die Menschen konnten sich nicht erklären, wieso der Mond eines Tages Sandtränen auf die Erde herab weinte.
Angst und Schrecken bemächtigte sich ihrer.
    "Er wird auf uns herabfallen!"
    "Der Mond wird auf uns herunterstürzen!"
    "Was sollen wir tun?"
"Ja, was ist zu tun?" riefen sie und verkrochen sich in ihren Häusern.

Nach vielen Überlegungen schickten sie ein wissenschaftliches Team hinauf, um die ungewöhnlichen Veränderungen genauestens zu untersuchen.
Die Angst, er könnte jeden Augenblick vom Himmel fallen, wich nicht mehr aus ihren Köpfen.. Unzählige Vermutungen stellten sie auf, nur ein Gedanke wäre ihnen niemals in den Sinn gekommen, ......

......bis Signale vom Mond meldeten, er wolle auch so schöne Gärten mit blühenden Blumen und sprießenden, Schatten spendenden Bäumen, Häuser mit großen Zimmern und netten Menschen, Tiere aller Art wie Hunde, Katzen, Pferde und Insekten, Weideflächen und alle sonstigen Vorzüge, die die Erde so schön machten, haben.

Die Wissenschaftler riefen das Untersuchungsteam vom Mond zurück um zu beratschlagen, was zu tun sei. Konzepte wurden aufgestellt, verworfen, umgestellt und wieder neu aufgenommen, bis die Lösung, eine zweite Erde auf dem Mond zu gestalten, freudigen Anklang bei Groß und Klein fand.

"Sagen Sie, hat der Mond tatsächlich mit Ihnen gesprochen?" fragten die Leute auf der Straße, in Briefen, in Rundfunk und Fernsehen die beneidenswerten Wissenschaftler. "Oder erlauben Sie sich mit uns einen Jux?"
"In der Tat, das hat er - auswandern will er, wenn seine Bedingungen nicht erfüllt werden!"
"Aber wie hat er es denn gesagt?" riefen sie aufgeregt und ungläubig durcheinander - ein Mond kann nicht sprechen, sich auch sonst nicht äußern!"

Geweint hat er, aus dem Inneren heraus geweint, daß der Sand in breiten Bächen von ihm herabfloß. Ja, ja, er hat wirklich mit uns gesprochen. Einsam fühlt er sich, Wärme fehlt ihm, Nähe. Grasende Pferde, Kühe und Schafe sollen über Rasenflächen streichen, Baumwurzeln in ihm Halt finden, Bienen und Libellen sollen die Luft mit schwirrenden Flügel zerteilen wie Vögel und andere Insekten. Er ist wirklich sehr traurig und einsam da oben, wir müssen alles daran setzen, ihn zufrieden zu stellen. Nicht auszudenken, wie wir die Nächte ohne ihn auskommen müßten!"

Und sie begannen, Anlagen zur Gewinnung von Sauerstoff und Wasser hinauf zu schicken. Leichtmetalle, Plastikteile, Zelte, Scheinwerfer, Kabel und Raketenschübe voller Handwerkszeug, zur Herstellung der vorläufig wichtigsten Dinge, die dringend beim Aufbau einer neuen Erde benötigt werden.
Der Mond, glücklich ob dieser Versprechen, zog seine Sandtränenströme zurück; die Menschen vergaßen schon sehr bald, was sie sich vorgenommen hatten.

Was können Menschen auch schon über die Bedürfnisse eines Mondes wissen?
Und seine Sandtränenströme flossen bald heftiger als je zuvor.....

Die Menschheit erinnerte sich plötzlich wieder erschreckt ihrer Vorhaben: "Ach ja, ach ja, das hatten wir alles versprochen - der damit verbundene Aufwand und die Kosten - das muß man verstehen - hat uns nur zurückgehalten!"
"Wenn das doch alles nicht so umständlich wäre!"

Sammelstellen für Fondskassen wurden eiligst eingerichtet. Sie entstanden für: künstliche Sonnen, Glaskuppeln, Wasser, Wald und Gärten und für was weiß ich noch alles.
Alle Völker trugen zum Gelingen, aus dem Mond eine zweite Erde zu machen, bei. Sie vergaßen ihre Kriege und sonstige Streitereien um tausend vermeintlich unnötige und nötige Dinge.

Um wiederum diese Dinge herstellen zu können, mußten auf der Erde noch größere Fabriken errichtet werden.
Alle Menschen erhielten Arbeit auf der Erde und auf dem Mond, dem sie jetzt schon seinen neuen Namen "MONDERDE" gaben. Allerdings gab es Ausschreibungen für eine neue Namensgebung.

So wuchs das größte bisher von Menschenhand erschaffene Bauprojekt.


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